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Zweisprachiger Unterricht als Rettung für das Elsässische

(saf) Seit einiger Zeit pflegt die Bubenberg-Gesellschaft Kontakte zur ABCM (Association de parents pour le Bilinguisme en Classe des la Maternelle) im Elsass. Diese Vereinigung setzt sich für die deutschfranzösische Zweisprachigkeit im Unterricht ein und hofft, dadurch das Elsässische in die Zukunft retten zu können. Mit Hilfe aus dem deutschsprachigen Raum gründet und führt sie eigene Schulklassen, die auch als Modell und Ansporn für die öffentlichen Schulen dienen.

«Meine Tochter ist sechs Jahre alt. Sie spricht nur französisch. Als ich ein Junge war, hätte ich nie gedacht, dass meine eigenen Kinder kein Elsässisch mehr sprechen würden», stellt ein junger Vater in einem Gespräch im Elsässer Blatt «Tonic» fest. Dass eine Gruppe Eltern eigenhändig ein altes Haus als Schulhaus für zweisprachigen Unterricht umbaut, hat über die Region hinaus Schlagzeilen gemacht. Jean Peter – sein Name wirkt wie ein Programm – gehört zur Vereinigung ABCM (Association de parents pour le Bilinguisme en Classe des la Maternelle). Er hofft, über den zweisprachigen Unterricht vom Kindergarten an das Elsässische in die Zukunft retten zu können.

«In Haguenau hiess es: Zweisprachigkeit in der Schule ist unmöglich», berichtet Jean Peter. «Da musste die ABCM beweisen, dass so etwas möglich ist, und hat sofort eine zwei-sprachige Klasse eröffnet.» Vorgesehen war, dass die staatliche Schule – wie andernorts – später diese Klasse übernehmen würde. Doch entschloss sich die ABCM dann, Schritt für Schritt einen vollständigen Klassenzug aufzubauen. Nach den Motiven zum grossen Einsatz für einen zweisprachigen Unterricht befragt,antwortet Jean Peter: «Ich glaube, ein guter Rest der Elsässer Kultur bewirkt, dass wir hier mehr als andernorts wissen, dass die Zweisprachigkeit eine wunderbare Sache für unsere Kinder ist.» Eine lateinische und eine germanische Sprache zu sprechen, sei ein grosser Reichtum.


Ansporn für die staatlichen Behörden

Die Elternvereinigung ABCM wurde 1990 gegründet. Ihr Fernziel beschreibt Präsidentin Carmen Lebus mit: «Erreichen, dass die Schulverwaltung den Eltern im Elsass und im deutschsprachigen Lothringen ein flächendeckendes Angebot an zweisprachigen Klassen bietet.» Als Ansporn und Modell dafür gründet die ABCM private Klassen. Information der Eltern mit Schriften und Elternabenden, Kontakte mit verwandten Organisationen, wissenschaftliche Untermauerung und Überprüfung der Zweisprachigkeit sind weitere Ziele der Organisation.

Im Unterschied zu den staatlichen Behör-
den pflegt ABCM eine «gleichwertige» Zwei-
sprachigkeit. Keine Sprache wird bevorzugt.
Zwei Lehrerinnen betreuen eine Klasse
gemeinsam, jede spricht ihre Muttersprache.
Natürliches, frühzeitiges Lernen der
zweiten Sprache, familiäre Atmos-
phäre und Nestwärme gehören zu den
pädagogischen Prinzipien der ABCM.

Immer noch Hindernisse

«Innerhalb von acht Jahren hat die Entwicklungsstrategie des Vereins eine erhebliche Hebelwirkung auf die
Education Nationale gehabt», schreibt ABCM. Bis 1998 seien 211 staatliche zweisprachige Klassen – und 26 ABCM-Klassen – eröffnet worden. Doch hätten erst etwa fünf Prozent der Kinder die Gelegenheit zum zweisprachigen Unterricht, stellt ABCM fest. Deshalb kämpfen die Mitglieder weiter. Gegner der Zweisprachigkeit in der Verwaltung und in
der Lehrerschaft, Mangel an Lehrkräften mit deutscher Muttersprache an den öffentlichen Schulen sind Gründe für den andauernden Einsatz.

Die Gehälter der Lehrkräfte und die allgemeinen Verwaltungskosten der ABCM werden durch Subventionen der Departements Ober-und Unterelsass sowie von den Regionen Elsass und Lothringen gedeckt. Das Gehalt einiger Lehrkräfte wird vom Staat bezahlt. Eine Stiftung spendet Klasseneinrichtungen und pädagogisches Material. Manchmal stellen die Gemeinden Klassenräume und Gebäude zur Verfügung. In andern Schulen mietet die ABCM Zimmer. Das Bereitstellen von Klassenräumen und Schulgebäuden stellt für die Vereinigung eine Hauptsorge dar. Auch in der Schweiz führt sie ein Spendenkonto (Basler Kantonalbank, Elsässische Kleinkinderschulen ABCM-Zweisprachigkeit, Postkonto 40-61-4, Kontonummer 42 16.297.16 770). Nur dank Unterstützung aus dem deutschsprachigen Raum kann sie Schulraum – der auch einmal in freiwilliger Arbeit der Eltern renoviert wird – finanzieren.

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