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Kaufen ohne zu verstehen?

Werbung auf Englisch gilt als hip, aber kaum jemand kann
die Slogans übersetzen.
[ …] Immer häufiger glauben Unternehmen, selbst die heimische
Käuferschaft sei mit englischen Slogans besser für sich zu interessieren –
vor allem die „Zielgruppe“ der Jüngeren. Doch eine Studie zeigt jetzt,
dass sie mehrheitlich nicht in der Lage sind, die auf sie einprasselnden
Slogans richtig zu übersetzen, oder – noch weniger – ihren
Sinnzusammenhang zu verstehen.

Coca-Cola hatte den Anfang gemacht. War von den Mixern der Brause noch in
den 70er Jahren behauptet worden, „Coke macht mehr daraus“, so änderte sich
das in „Coca-Cola is it!“ (1985), „You can“t beat the feeling“ (1985) oder
„Always Coca-Cola“ (1993). Die richtige Strategie angesichts von
Käufergenerationen, für die „downloaden“ längst alltäglich und „runterladen“
zum Fremdwort geworden ist?

„Sehr fragwürdig“, fand das Meinungsforschungsinstitut Endmark AG
heraus. Mehr als 1 100 Personen zwischen 14 und 49 Jahren wurden befragt.
Und heraus kam Erstaunliches. Selbst kurze Sprüche wie „Be inspired“
vermochten nur 15 Prozent der Angesprochenen korrekt zu deuten.
Auf noch weniger Verständnis (8 Prozent) stieß die Botschaft
„One Group. Multi Utilities“. Immerhin mehr als die
Hälfte der Befragten wusste die Schlagworte „Every Time
is a good time“ und „There“s no better way to fly“ zu
übersetzen. In vielen Fällen glaubten die Befragten, den Ihnen vorgelegten
Slogan zu verstehen – in Wirklichkeit aber lagen sie daneben.

Beispielsweise der Satz „Come in and find out“ : Über 50
Prozent übersetzten ihn mit „Komm herein und finde wieder hinaus“;
lediglich 34 Prozent ahnten, dass er sie zum Hereinkommen auffordert, um
etwas herauszufinden.

Dennoch glaubt die Werbebranche nicht, sie sei mit den Anglizismen auf dem
Holzweg. Botschaften nicht zu verstehen, bedeute ja nicht, dass sich die
Menschen nicht trotzdem „emotional angesprochen“ fühlten. Deshalb seien
die Kampagnen doch ein Erfolg.

Sächsische Zeitung vom 18.Okt. 2003 – Von Gisbert Kuhn

( In gekürzter Bearbeitung SKD. „Dass der Erfolg der Werbung durch Anglizismen mit einer Beeinträchtigung der eigenen Sprache einhergeht – wen kümmert’s? Das Geschäft geht offenbar vor“).

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