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Verlust der Sprachenvielfalt

Die Kantone haben entschieden. Die erste Fremdsprache muss nicht mehr zwangsläufig eine Landessprache sein. Der Siegeszug des Englischen erreicht nun auch die Schweizer Schulen. Vorerst allerdings nur in einigen Deutschschweizer Kantonen. Nachdem der Damm gebrochen ist, werden langfristig die meisten Kantone nachziehen. Die Jugendlichen freut“s. Englisch ist schliesslich die Sprache der Jugend. Mit E-Mail, Pop und Computer sind sie alle gross geworden.
Durch die zusätzliche und bewusste Förderung der englischen Sprache an den Schulen wird das Englische zur alles dominierenden Fremdsprache der Schweiz. Die Landessprachen werden daneben zwar weiterhin gelehrt, aber deren Bedeutung schwindet zunehmend im täglichen Leben. Schon heute unterhalten sich in vielen Fällen junge Deutschschweizer mit ihren Landsleuten aus der Romandie oder dem Tessin auf Englisch. Ein Verlust an Sprachkompetenz in den anderen Landessprachen ist die Folge.

Das Französische, Deutsche oder Italienische bedürften dringend der Förderung. Den Zugang zum Nachbarn erschliesst man sich vor allem durch dessen Sprache. Den Amerikanern wird oftmals kulturelle Ignoranz vorgeworfen. Die mangelnden Sprachkenntnisse vieler Amerikaner dürften dabei eine grosse Rolle spielen. Die Schweiz gehört drei grossen Kulturräumen an. In der Vergangenheit waren die Schweizer stolz auf die Kultur- und Sprachvielfalt ihres Landes. Anstatt aus dieser Vielfalt Kapital zu schlagen, ergeben sie sich nun blindlings dem Englischen. Mit der Einführung von Englisch als heimlicher «lingua franca» berauben sich die Schweizer ihres grössten Schatzes.
Christoph Ellegast (Kiel) „Briefe an die NZZ, 6. Mai 2004“

(skd) Der Leserbriefschreiber vertritt weitgehend die Position des Sprachkreises Deutsch. Als aktive Sprachpfleger bekennen wir: „Tragt Sorge zu den Landessprachen!“ Die Angloamerikanisierung unserer Sprache, Kultur und Gesellschaft schreitet ständig fort. Müssen wir in dieser Situation die Fremdsprache Englisch noch vor einer einheimischen fördern? Den Kindern wird von Sprachwissenschaftlern Frühlernfähigkeit attestiert – DIE Gelegenheit also, vorab unsere Erstsprache (Hochdeutsch und Mundart) zu pflegen! Sie hat’s dringend nötig.

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