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„Public Viewing“

Warum müssen sich Millionen Deutsche bei der WM in Deutschland ausgerechnet
zum „Public Viewing“ versammeln? fragt die Aktion „Lebendiges Deutsch“ – wie
wäre es stattdessen mit der „Schau-Arena“?

Gesucht wird diesmal ein griffiges deutsches Wort für „event“. (Der Duden nennt das „Jargon“ für ein besonderes Ereignis.)
Vorschläge bitte bis zum 10. Juli an www.aktionlebendigesdeutsch.de.

Auf die Einladung, eine deutsche Entsprechung für Fast Food zu finden,
sind 3463 Angebote eingegangen (von „Dampfmampfbis“ bis „Ruckizuckifutti“).
Die Aktion empfiehlt: „Schnellkost“.

Für einen hässlichen oder überflüssigen Anglizismus wird damit zum zwölftenmal
ein deutsches Wort angeboten. Die ersten elf: statt airbag „Prallkissen“, statt
blackout „Aussetzer“, statt brainstorming „Denkrunde“, statt countdown „Startuhr“,
statt fastfood „Schnellkost“, statt home-page „Startseite“, statt junkbonds „Schrottanleihen“, statt laptop „Klapprechner“, statt pole position „Startplatz 1“, statt shareholder value „Aktionärsnutzen“, statt stalker „Nachsteller“.

Die Aktion „Lebendiges Deutsch“, gefördert von Bundestagspräsident Norbert
Lammert und namhaften Wissenschaftlern, wird getragen vom Präsidenten des Deut-
schen Lehrerverbands, Josef Kraus, dem Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache,Prof. Walter Krämer, dem Journalisten und Autor Wolf Schneider und Dr. Cornelius Sommer, Mitglied des Beirats der „Stiftung deutsche Sprache“.

Pressemitteilung ALD für dpa, 2. Juli 2006

Hintergrundbericht (5)
Für befreundete Lehrer und Journalisten

Diesmal sind wir mit einem Angebot für PUBLIC VIEWING vorgeprescht,
um noch während der WM dabei zu sein: Auf „Schau-Arena“ haben die vier
„Macher“ sich geeinigt, die „Fernsehwand“ war bis zum Schluss im Rennen (bei
der fehlten uns schließlich die Gaffer). Wie dringend ein Angebot war, machte
die Süddeutsche Zeitung anschaulich: Sie verspottete das Modewort
mit der Überschrift: „Die WM im Abseits – Public Viewing in Truchtlaching“.
Zu FAST FOOD haben 2120 Einsender 3463 Vorschläge gemacht, 1111
unterschiedliche. In der engsten Wahl hatten wir Schnellimbiss (die häufigste
Nennung), Schnellkost und Schnellmahl – und haben uns (nicht einmütig, aber
das muss ja auch nicht sein) für „Schnellkost“ entschieden, vor allem, weil der
Imbiss laut Duden „eine kleine, meist kalte Mahlzeit“ ist, und beides ist für
Fast Food gerade nicht typisch.
Wie jedes Mal war die Lektüre der Einsendungen ein hohes Vergnügen,
verbunden mit einem gewissen Bedauern, dass wir einem solchen Quan-
tum Sprachwitz kein breiteres Forum verschaffen können. Saftige Einsilber
waren darunter: Haps, Schlung, Schmampf. Witzige Zweisilber: Issfix,
Flinkie, Hastmahl – einige auch noch mit Binnenreim: Dampfmampf,
Raschnasch. Etwas zu böse: Hatzfraß, Hudelmahl, Trottelfutter, Fettrein-
würger. Außer Konkurrenz schließlich das Ruckizuckifutti und der Bikini-
figur-Ruinierer.
Übrigens: Bundestagspräsident Lammert, unser bekennender Förderer,
hat am 25. Juni empfohlen, ins Grundgesetz zu schreiben, dass Deutsch die
Landessprache ist. „Deutschland ist das einzige deutsprachige Land, das
die Sprache nicht in der Verfassung regelt, obwohl es nach seiner Sprache
benannt ist“, sagte er. Die FAZ kommentierte am 26. Juni: Das sei durch-
aus nicht überflüssig – „jedenfalls nicht, solange die sogenannten Führungskräfte
des Exportweltmeisters ihre Sprache freiwillig verhunzen“.
Übrigens: Die Lufthansa warb für Flüge zu den Austragungsorten der WM
mit dem Satz: „…weil es nichts Schöneres gibt, als live dabei zu sein“. Live!
Das tote Dabeisein ist doch noch gar nicht erfunden. Und dazu natürlich der
Lufthansa-Standardspruch: „There’s no better way to fly“. Keiner fliegt Sie
besser – das klänge auch nicht schlecht.
Wolf Schneider ALD, 1.Juli 2006

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