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„Lesen“ geht ins Internet

Elke Heidenreich setzt nach ihrem Rausschmiss beim ZDF ihre Sendung „Lesen“ fort – nicht auf einem anderen Sender, sondern in einem anderem Medium: dem Internet. Und darin sieht sie gleich mehrere Vorteile.

Liest nicht mehr fürs ZDF, sondern fürs Internet: „Ich habe lange überlegt, aber jetzt stehe ich voll dahinter“, sagte die Literaturkritikerin auf einer Pressekonferenz in Köln.

Im Mittelpunkt der Konferenz, das stellte sich schnell heraus, stand weder Elke Heidenreich noch ihre Sendung, sondern das neue Internet-Portal, auf dem „Lesen“ abzurufen ist: www.litcolony.de Dahinter stecken – man kann drauf kommen – die Macher der LitCologne.

Elke Heidenreich sieht mehrere Vorteile darin, mit „Lesen“ ins Internet
umzuziehen: Sie könne jetzt machen, was sie wolle. Sie könne aufnehmen, wann sie und ihre Gäste Zeit haben. Die Sendung sei nicht strikt auf 30 Minuten beschränkt, sondern könne mal 25, aber auch 40 Minuten dauern. Und sie könne mit den Kollegen „ganz anders reden, als man das mit dem Programmdirektor des ZDF kann“. Außerdem könnten sich die Zuschauer die Sendung dann anschauen, wann sie wollen – „rund um die Uhr“.

An jedem Monatsanfang will litcolony.de eine neue Ausgabe von „Lesen“ ins Netz stellen; macht zwölf Sendungen im Jahr – beim ZDF waren es sechs. Neben den regulären Ausgaben will Heidenreich Sondersendungen produzieren, zum Beispiel ein Weihnachts-Spezial. Das Konzept bleibt das alte, was sogar für die Titelmelodie gilt.

„Ich werde einige Zuschauer verlieren, aber neue dazugewinnen“, glaubt
Heidenreich. Auf Dauer rechne sie mit „unverhältnismäßig viel Zulauf“.

Sie habe durchaus Angebote von Fernsehsendern gehabt, die „Lesen“ mit ihr
fortführen wollten, darunter auch öffentlich-rechtliche und auch das
Schweizer Fernsehen.

„Lesen“, könnte man meinen, scheint nur das Zugpferd zu sein, mit dem
LitColony eine Woche vor Vorstellung des LitCologne-Programmes für 2009
auf sich aufmerksam machen möchte. LitCologne-Geschäftsführer Rainer Osnowski betonte aber, man habe Heidenreich schon vor ihrem Aus beim ZDF auf eine Zusammenarbeit mit LitColony angesprochen.

Das Portal sieht sich ein wenig in der Tradition der „United Artists“ – nach
diesem Prinzip soll die Plattform als Schulterschluss der Künstler ständig
wachsen und die „wichtigsten Stimmen des Kulturgeschehens“ versammeln. Neben Rezensionen und Vorstellungen werden in der Anfangsphase etwa Kolumnen von Promis abrufbar sein, Verlage können ihre Neuerscheinungen vorstellen.

LitColony soll das wichtigste deutschsprachige Literaturportal werden,
wünscht sich Osnowski, der zusammen mit Traudl Bünger das sechsköpfige
Redaktionsteam leitet.

In absehbarer Zeit sollen namhafte Schriftsteller und Prominente Texte
zuliefern.

Edmund Labonté, ebenfalls Geschäftsführer, sieht das Portal als wichtiges
Scharnier: „Die Kommunikation zwischen Verlagen und den Lesern ist gestört.“
Die Verlage setzten immer noch voraus, dass der Buchhändler als Fachmann den Kontakt zum Leser hätte. Diese Rechnung gehe aber im Zeitalter der großen Buchketten und des Internet-Handels nicht mehr auf. „Deshalb überschreiten viele Bücher die Wahrnehmungsgrenze gar nicht mehr.“

Eine halbe Million Euro seien bis jetzt in das Portal geflossen, das sich
durch Werbung und den Buchverkauf finanzieren soll. Clever: Während man Elke Heidenreichs Sendung schaut, kann man parallel die vorgestellten Bücher
kaufen – per Mausklick.

Elke Heidenreich hat übrigens noch einen Vorteil entdeckt: „Vor mir wird es
kein Jodeln geben, nach mir keinen Kerner, den ich ankündigen muss –
herrlich!“

Die erste „Lesen“-Sendung der Nach-ZDF-Ära mit Campino von den Toten Hosen als Gast steht bereits im Netz.
Torsten Sülzer, Kölnische Rundschau vom 28.Nov.2008 (Bearbeitung skd)

Dazu in der HerunterLade:

Heidenreich_Fernsehschelte.mpg
http://www.mediafire.com/download.php?19dzwty04h1
Elke Heidenreichs Fensehschelte anläßlich der Verleihung des Hans-Bausch-Medienspreises. Eingebettet eine hinreißende Reich-Ranicki-Parodie von Mathias Richling. Dauer 5 Minuten, Größe 89 MB, Format 720×576

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