Expertinnen argumentieren für besseres Deutsch
Magdeburg/Köthen (ddp-lsa). Die Initiatorin des Festspiels der deutschen
Sprache in Bad Lauchstädt, Edda Moser, sorgt sich um die Zukunft der
Muttersprache. Schon jetzt seien wegen des zunehmenden Einflusses von
Anglizismen viele sprachliche Kostbarkeiten in Vergessenheit geraten, sagte
die Sopranistin und Hochschullehrerin in Rheinbreitbach bei Bonn anlässlich
des Internationalen Tages der Muttersprache. Dieser wird weltweit am Samstag
begangen. Sie habe die Befürchtung, dass die deutsche Sprache eines Tages
komplett verschwinden könnte. «Die deutsche Sprache braucht ein bisschen
Krücken», sagte Moser. Deshalb habe sie im Jahr 2006 das Festspiel der
deutschen Sprache ins Leben gerufen.
Für die Vorsitzende der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen/Anhalt,
Uta Seewald-Heeg, ist Mosers Veranstaltung in Bad Lauchstädt ein Beweis
dafür, «dass die deutsche Sprache zu enorm viel fähig ist». Sie zeige, was
deutsche Schriftsteller und Dichter verfasst haben. «Das ist eine Chance, der
deutschen Sprache wieder mehr Gehör zu verschaffen», betonte Seewald-Heeg.
Auch sie beklagte eine «gewisse Verarmung» des deutschen Wortschatzes. Vor
allem in der Werbung und der Wissenschaft würden immer häufiger Anglizismen
verwendet oder es werde teilweise nur noch in Englisch kommuniziert. Anliegen
der Neuen Fruchtbringenden Gesellschaft zu Köthen/Anhalt ist die Pflege der
deutschen Sprache.
Da die deutsche Sprache auch Träger historischer Erinnerung an die Nazizeit
sei, verabschiedeten sich viele Bundesbürger teilweise unbewusst von ihrer
Sprache und wendeten sich dem Englischen zu, sagte Seewald-Heeg. «Das ist
eine ganz fatale Situation», fügte sie hinzu. Gerade im Zeitalter der
Globalisierung sei es «immens wichtig», die Muttersprache zu pflegen. Darauf
müsse auch in den Schulen mehr Wert gelegt werden. Die Schüler und Studenten,
mit denen sie in Kontakt komme, hätten zunehmend Lücken in Orthografie und
Grammatik. Auch ihre Ausdrucksfähigkeit sei «nicht besonders entwickelt»,
kritisierte Seewald-Heeg.
Moser sagte: «Das emotionale Deutsch, was ein Heinrich Heine oder ein Thomas
Mann geschrieben haben, ist heute auf dem besten Wege, in Vergessenheit zu
geraten.» Viele Deutsche hätten die unrühmliche Eigenschaft, sich möglichst
immer nach dem Fremden zu richten, fügte sie mit Blick auf die vielen
englischen Wörter im Sprachgebrauch der Bundesbürger hinzu. Die Professorin
für Gesangstechnik an der Musik-Hochschule Köln beklagte außerdem, dass viele
Deutsche kaum noch den Dativ oder den Genitiv richtig anwenden könnten.
Die Magdeburger Sprachwissenschaftlerin Kornelia Pollmann räumte ein, dass in
einer lebendigen Gesellschaft fremde Wörter gebraucht würden, um bestimmte
Ideen oder Sachverhalte auszudrücken. «Unsere Sprache muss offen sein für
neue Wörter, um dialogfähig zu bleiben», sagte die Vorsitzende des
Zweigvereins Magdeburg der Gesellschaft für deutsche Sprache. Dies dürfe aber
nicht zu Verständnisbarrieren führen. Es gehe darum, das Bewusstsein für die
deutsche Sprache zu vertiefen.
Wichtig sei dabei auch der Erhalt der Dialekte, sagte Pollmann. In Magdeburg
beispielsweise gebe es sogar ein Wörterbuch für Zugezogene. Auch Moser hält
Dialekte, wie sie auch in Sachsen-Anhalt gesprochen werden, für
«außerordentlich wichtig». «Wir müssen unsere Dialekte pflegen und dürfen
nicht alles gleich machen», betonte sie.
Yahoo Nachrichten vom 20.2.2009
http://de.news.yahoo.com/17/20090220/ten-expertinnen-argumentieren-fuer-besse-8a9cd1e.html