Sprachforscher will „N-Wort“ mit „Sklave“ ersetzen

In den USA wird Mark Twains „Huck Finn“ wegen dem unmöglichen N-Wort nicht mehr gelesen. Nun hat ein Literaturwissenschaftler einen Vorschlag.

Ungeheuerliche 219 Mal hat Mark Twain es getan. 219 Mal hat er im „Huckleberry Finn“ das N-Wort verwendet: „Nach und nach riefen sie die Nigger rein“ — so steht es zum ersten Mal auf Seite drei, ein Schlag von vielen in die moralische Magengrube des politisch Korrekten.

Denn in Amerika wirkt das N-Wort wie ein Schibboleth: Nimmt es ein Weißer in den Mund, hat er sich als Redneck geoutet – wogegen weder gute Absichten noch
gute Anwälte helfen.

Große afroamerikanische Autoren wie Ralph Ellison und Langston Hughes haben Mark Twain seinen antirassistischen Impetus bescheinigt, an amerikanischen Schulen wird der „Huck Finn“ trotzdem nicht mehr gelesen: Das unmögliche
N-Wort ist schuld.

Dem Literaturwissenschaftler Alan Gribben aus Alabama geht das seit Jahren gegen den Strich, weshalb er, wie „Publisher’s Weekly“ meldet, in einer für Februar angekündigten Neuedition dem Prinzip „Suchen und Ersetzen“ folgen will: „Nach und nach riefen sie die Sklaven rein“, wird es in Gribbens „Huckleberry“ heißen. 219 Mal wird das N- durch das S-Wort ersetzt.

Man muss deshalb nicht gleich in den wütenden Chor der Sprachdenkmalschützer einstimmen (gegen deren Protest weder gute Absichten noch gute Anwälte helfen) – und doch: Die Sache ist komplizierter, als sich der Professor das denkt. Denn der „Nigger Jim“, Hucks treuer (und leider treudoofer) Gefährte, ist ja nicht weniger rassistisch verzeichnet, bloß weil ein „Sklave Jim“ aus ihm geworden ist. Afroamerikanische Kinder schmerzt Jims Verhalten. Wohlgetan hätte ihnen ein schwarzer Huck Finn.

Die Welt vom 6. Jan.2011

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