Deutsch lernen, ist nicht einfach, aber auch nicht unmöglich

Beim Theaterwettbewerb OLIMA zeigen die Kleinen, was sie gelernt haben.

Deutsche Sprache, schwere Sprache
Kann man einen Kasus essen? Was war nochmal ein Genitiv? Deutsch lernen ist keine einfache Sache. Im Gegenteil, von der Aussprache über die verflixten Geschlechter bis hin zu den unzähligen Ausnahmen und Sonderregeln hat die deutsche Sprache schon seit Jahrzehnten Sprach­schüler in die Verzweiflung getrieben. Dass das nicht immer so sein muss, zeigt das Österreich Institut in Budapest.
An der heimischen Front der deutschen Sprache wird lautstark der Niedergang eben jener Sprachkultur beklagt. Das ist zwar keine Neuigkeit an sich, schließlich ist das Klagen über den Niedergang der Kultur so alt wie die Kultur selbst, doch scheint es abgemachte Sache zu sein, dass Englisch dem Deutschen längst den Rang als Weltsprache abgelaufen hat und viele Sprachen durch den Einfluss diverser Anglizismen verwässert werden. Kurz: es brennt an allen Ecken, und geht es nach den Kulturpessimisten, kann es sich nur noch um Jahre handeln, bis Deutsch zugunsten des “Denglisch” komplett abgeschafft wird.

Unterstützung von oben
In Ungarn ist währenddessen noch heile Welt. Unlängst ließ Viktor Orbán verlauten, dass in ungarischen Schulen vermehrt auf Deutsch gesetzt werden wird, auf Kosten des Englisch­un­terrichts. Deutsch wird hier immer noch vom Großteil der Bevölkerung zumindest verstanden, und geht es nach dem Willen der Fidesz-Regierung wird die Sprache des größten innereuropäischen Handelspartners auch noch auf absehbare Zeit die vorrangige Zweitsprache der Ungarn bleiben. Laut einer Umfrage des Eurobarometers gibt etwa rund ein Viertel der Ungarn an, Deutsch zumindest rudimentär zu beherrschen.

Breitgefächertes Angebot
Für die restlichen 75 Prozent gibt es Sprach­institute wie etwa das Österreich Institut mitten in Budapest. Das Institut in der ungarischen Hauptstadt ist nur eine von insgesamt zehn Zweigstellen, die von Italien über Polen bis Un­garn über ganz Europa verteilt sind. Das Angebot ist dabei breit gefächert von Inten­siv­kursen, in denen innerhalb kürzester Zeit praktisch orientierte Sprachkenntnisse vermittelt werden, bis hin zu Schnupperkursen für Anfänger. Es gibt Fachsprachkurse für Juris­ten oder Ärzte, prüfungsvorbereitende Kurse, Al­tags­deutsch und auch den sogennanten Sprint, in dem innerhalb von nur drei Wochen Phrasen und Sätze vermittelt werden, die im Alltag angewandt werden können.

Sprache leben
Darüber hinaus widmet sich das Österreich Institut auch den Kleinen. Jährlich wird zum Beispiel der Theaterwettbewerb OLIMA am Institut abgehalten. Dabei werden etwa 200 Schüler aus Budapest eingeladen, mit ihren Schulklassen ein Theaterstück auf Deutsch einzustudieren und aufzuführen. Laut Leonore Peer, Leiterin des Instituts, zeige die große Zahl von Schulen, die sich jährlich beiteiligen, „dass unser Projekt bei den Deutschlernenden ankommt.“ Erzsébet Igari KomIósi vom Tóparti Gymnasium in Székesfehérvár fügt hinzu: „Bei den Proben lernen sich die Kinder besser kennen und entdecken nicht selten verborgene Talente.“
Dabei kommt es vor allem darauf an, die erlernten Sprachkenntnisse auch praktisch anwenden zu können. Jeder, der sich selbst einmal an einer Fremdsprache versucht hat, wird wissen, wie schnell es mitunter geht, bis man all das mühsam auswendig Gelernte umgehend wieder vergessen hat. Insbesondere jungen Menschen muss vermittelt werden, dass eine Fremdsprache nicht nur eine weitere mühsame Hausaufgabe ist, sondern ein Tor zu einem anderen Land und zu einer neuen Welt.

Benedict Damms, Budapester Zeitung vom 3.Febr.2013

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