Gender-Mainstreaming from hell

gender Liebe Lesende

Waren Sie mal Lernende und wurden unterrichtet von Lehrenden? Sind Sie heute Mitarbeitende und aber auch Teilnehmende an ausserberuflichen Aktivitäten? Dann haben Sie es geschafft: Sie sind ein stolzes Mitglied (entschuldigen Sie, das heisst weiter so) der Gender-Mainstreaming-Gemeinde.

Auf die Gefahr hin, den weiblichen Teil der Lesenden gegen mich aufzubringen, muss ich gestehen, dass ich unsern Schreibenden und Redaktorenden diese geschlechtsneutralen Wortverhunzungen verboten habe. Doch immer wieder rutschen einzelne Begriffe rein. So weit ist die Durchseuchung, befördert von Gleichstellungsbüros und vollzogen von eifrigen Beamtenden, schon vorgedrungen.

Diese Massnahme ist nicht politisch motiviert. Ich habe rein gar nichts gegen die Gleichstellung der Geschlechter. Die aktuelle Diskussion um Frauenquoten in Redaktionen ist wichtig und richtig. Was ich davon halte, kann man hier und hier nachlesen. Mir geht es einzig und alleine um die Sprache. Ich bekomme regelmässig Zustände, wenn ich ein solches «Wort» bei uns entdecke. Ich habe keine Probleme mit Helvetismen (im Gegenteil), auch Jugendslang und geläufige Anglizismen bereiten mir kein Bauchweh. Aber ansonsten bin ich ein Sprachpuritaner, entschuldigen Sie, ich meine Sprachpuritanender.

Dass die deutsche Sprache maskulin ist, ist nicht zu bestreiten. Ich begreife diese Entschlechtlichung dennoch nicht. Wem soll sie was bringen? Den Frauen, die es ausser im Singular und in der rein weiblichen Gruppe nicht mehr gibt? Den Männern, die sich sprachlich entmannt endlich auf ihre gleichberechtigte Stellung zurückbesinnen? Oder den Gleichstellungsbeauftragtenden, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen?

Deshalb bleibt es bei der «Südostschweiz» dabei: Wir wählen in jedem Text nach Möglichkeit mindestens einmal die männliche und die weibliche Form, danach nur noch die männliche. Ich hoffe, lieber Leser, liebe Lesende, Sie stempeln mich deshalb nicht zum gender-mässigen Neandertalenden. Sonst beschweren Sie sich bei meiner Vorständin (gemäss Duden ist das korrektes Deutsch!). Ich schliesse mich nun erst mal den Urlaubenden an.

Südostschweiz vom 17. Juli 2013 («Interna» – der Blog von David Sieber, Chefredaktor)  http://www.suedostschweiz.ch/community/blogs/gender-mainstreaming-hell

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