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Sind Anglizismen bereits selbstverständlicher Teil unserer Sprachkultur?

pd. Anglizismen und ihre vielfältigen Auswirkungen auf unsere Sprache (in Umgang, Geschäftswelt und Bildung) sowie auf das Kulturgut Sprache, das unsere Gesellschaft prägt, sind viel diskutiertes Phänomen. Um zeitgemässe gangbare Wege aufzuzeigen, wie für jede Alters- und Bildungsstufe auch bisher unbekannte Handlungen, neueste technische Abläufe und modernste Vorgänge allgemeinverständlich erklärt und beschrieben werden können, hat der Sprachkreis Deutsch eine repräsentative Umfrage zu diesem Thema in Auftrag gegeben.Der Sprachkreis Deutsch beschäftigt sich seit Jahren mit Anglizismen und Amerikanismen und deren Auswirkungen auf unsere Sprachkultur. In Zusammenarbeit mit dem Dichter Institut Zürich wurde nun eine repräsentative Befragung sowie eine Gruppendiskussion zum Thema «Sprache und Kultur» durchgeführt, um dem Phänomen genauer auf die Spur zu kommen. Befragt wurden 500 Personen in der ganzen Schweiz, wovon 300 deutschsprachige und 200 französischsprachige Personen. Die Resultate wurden entsprechend der Sprachzugehörigkeit und nach drei Altersstufen getrennt erhoben und ausgewertet.
Wer die Grundhaltung kennt, hat Chancen, positive Veränderungen herbeizuführen
Ziel dieser Befragung war, die aktuelle Haltung zur Sprache Deutsch auszuloten. Sprache, das ist seit jeher so, wird sehr selbstverständlich angewandt. Sie ist das wohl gebräuchlichste Kultur-gut unserer Gesellschaft. In dieser Selbstverständlichkeit des Umgangs liegt denn auch die Gefahr des Achtungsverlustes, unterstützt durch sich aufdrängende Veränderungen, Anpassungen und zahlreiche Wort-Neubildungen.
Die stärksten Einflüsse auf die Sprache Deutsch kommen in Form von Anglizismen und Amerikanismen aus dem Englischen. Dieser Gruppe gilt denn auch das Hauptaugenmerk bei der durchgeführten Befragung.
Die Erkenntnisse
Beinahe bedenkenlose Anwendung. Bedauern nur, weil es zur Norm zu werden droht?
Das Ergebnis zeigt eindeutig in diese Richtung. Die Mehrheit der Befragten werteten den Gebrauch von Anglizismen und Amerikanismen als absolut «normal». Begründet meist mit deren Bedeutung im heutigen Berufsleben.
Zum Teil die gleichen Personen bedauern allerdings, dass damit eine Art Norm entstehe. Spürbar ist auch eine gewisse Resignation. Eine Sekundarschullehrerin meinte bei der Gruppendiskussion, sie sei heute so weit, dass sie den Gebrauch englischer Ausdrücke in Aufsätzen nur noch beanstande, wenn der Wortsinn nicht korrekt oder aber flegelhaft oder ungesittet sei.
Eindeutig angestiegene Toleranz bei den Romands
Französischsprachige üben eine klar höhere Toleranz gegenüber Anglizismen als Deutschschweizer. Nimmt man bisherige Umfragen zum Vergleich, so haben die Romands sogar signifikant ihre frühere Haltung verlassen und setzen dem Einfluss heute viel weniger Widerstand entgegen.
Die Frage nach der persönlichen Verwendung englischer oder amerikanischer Ausdrücke im täglichen Sprachgebrauch ergab ein interessantes Resultat:
Deutlich wird, dass Personen mit französischer Muttersprache bedeutend mehr Anglizismen anwenden als Deutschschweizer. Klar ersichtlich machen diese Zahlen auch, wie die Benutzung von Anglizismen im Verhältnis zur Abnahme des Alters ansteigt.
Dennoch gebrauchen rund 60% der Bevölkerung nur wenig oder gar keine englischen oder amerikanischen Ausdrücke.
Auffallend ist daher die hohe Beachtung, die den fremdsprachigen Wörtern zugemessen wird. Dies lässt den Schluss zu, dass genau aus diesem Grund in der Werbung und bei Schlagzeilen stark mit Anglizismen und Amerikanismen gearbeitet wird. – Und dies, obwohl sich immer noch deutlich mehr als 1/5 der Befragten durch die
verwendeten Ausdrücke und Redewendungen irritiert fühlen. Hier drängt sich die Frage auf, ob mangelndes klares Verständnis und die damit verbundene Gefahr von Missverständnissen nicht zu beachtlicher Verunsicherung führen?
Die «Gretchenfrage» zu diesem Thema lautet denn wohl: Wo liegt überhaupt der Nutzen der Aufmerksamkeit, wenn die Botschaft nicht klar verständlich rüber kommt?
Gebrauch von Anglizismen
63% finden, dass dadurch die sprachliche Identität verloren geht.
49% sind der Meinung, dass damit ein Kulturzerfall stattfindet.
39% bezeichnen es als Sprachverdummung und
35% sind überzeugt, die Nutzer von Anglizismen täten dies aus purer Angeberei.
55% sind der Meinung, Anglizismen sollten nur sparsam verwendet werden. Die Vertretung dieser Ansicht steigt mit zunehmendem Alter an.

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