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Gebremste Zürcher Euphorie: zwei Fremdsprachen an Primarschule sind zu viel


Eltern und Schüler mehrheitlich für Frühenglisch – Lehrerschaft bleibt skeptisch
Nach der PISA-Studie zeichnet sich in Zürich eine Kehrtwende ab. Grosse Teile der Lehrerschaft fordern, dass dem Deutschunterricht absolute Priorität einzuräumen sei und haben öffentlich gegen zwei Fremdsprachen an den Primarschulen Stellung bezogen. Hier eine Übersicht der jüngsten Ereignisse:
Mai 2001: Die Sekundarlehrkräfte des Kantons Zürich (SekZH) warnen die Schweizerische Erziehungsdirektorenkonferenz: Zwei Fremdsprachen an der Primarschule sind zu viel!
Oktober 2001: Der Lehrerinnen- und Lehrerverein der Stadt Zürich alarmiert die Zürcher Lehrerschaft und fordert eine Denkpause bei der Fremdsprachenfrage.
Dezember 2001: Der Dachverband Schweizer Lehrerinnen und Lehrer (LCH) macht nach PISA eine Kehrtwende und fordert die Sistierung der Frühenglisch-Massnahmen.
April 2002: Die Zürcher Sekundarlehrerschaft (SekZH) und die Primarlehrkräfte der kantonalen Mittelstufegelangen an alle Volksschulkräfte und Schulpflegepräsidenten des Kantons Zürich: „Keine zwei Fremdsprachen!“ und „Deutsch hat absolute Priorität!“
Ende Mai 2002: Bei der Beratung zum neuen Volksschulgesetz schreibt der Kantonsrat im neuen Schulgesetz zwei Fremdsprachen an der Primarschule fest – obwohl sich das Frühenglisch von „Projekt 21“ immer mehr als Schaumschlägerei entpuppt…
Einführung durch die Hintertür
In § 24, Abs. 2 des neuen Volksschulgesetzes steht lapidar: „Der Lehrplan kann vorsehen, dass der Unterricht teilweise in einer Fremdsprache erteilt wird.“ Dieser eine Satz erlaubt, dass ganze Fächer wie Geschichte, Geographie, Naturkunde in einer fremden Unterrichtssprache, vermittelt werden, also die Immersionsmethode eingeführt werden soll – schon in der Primarschule!

Rechnung geht nicht auf
Das Medienecho auf den Schlussbericht von „Projekt 21“ war wenig schmeichelhaft: Beim Englisch vor allem „Yes-No-Antworten“, viel Aufwand und wenig Ertrag, „Ausfransung, Ernüchterung oder gar Resignation“ bei den Lehrpersonen (TA).

Kein miserables Englisch
Es ist zu hoffen, dass die Öffentlichkeit auf die Warnungen der Lehrerorganisationen hört und einsieht, dass im Interesse der Sprachqualität zwei Fremdsprachen an der Primarschule zu viel sind. § 24, Abs. 2 ist also aus dem neuen Volksschulgesetz zu streichen, weil die Immersionsmethode nur einer Illusion Vorschub leisten würde: Man hätte zwar Englisch, aber ein miserables! Deshalb muss das neue Volksschulgesetz notfalls im kommenden Herbst an der Urne abgelehnt werden.
(aus dem „Zürcher Oberländer“ vom 17.05.2002)

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