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Pressemitteilung des VRS zu den jüngsten Debatten über die
Rechtschreibreform

Rücknahme der Rechtschreibreform ist die sparsamste Lösung. Die angeblichen Millionenkosten bei einer Rücknahme der Rechtschreibreform sind nichts als ein Schreckgespenst.Der Verband der Schulbuchverlage (VdS Bildungsmedien) hat dieser Tage vor
den Kosten einer Rücknahme der Rechtschreibreform gewarnt, die rund 250
Millionen Euro betragen sollen. Der Verein für deutsche Rechtschreibung und
Sprachpflege e. V. (VRS) kann nur davor warnen, diese Schätzung ernst zu
nehmen. Der VdS Bildungsmedien geht von der völlig irrigen Annahme aus, bei
einer Rücknahme der Reform müßten alle Schulbücher von einem Tag auf den
anderen ausgetauscht werden. Doch nichts spricht dagegen, einen großzügigen
Übergangszeitraum zu schaffen, der es gestatten würde, die derzeit im
Gebrauch und sogar die noch im Lager befindlichen Bücher auslaufen zu
lassen. Dies ist natürlich auch den Ministerpräsidenten klar, die eine
Beendigung der mißglückten Reform fordern.

Als die Verlage ihre Schulbücher auf „neue“ Rechtschreibung umstellten, ging
es um völlig unerprobte und bis dahin unbekannte Regelungen, deren Umsetzung
auf seiten des Personals einen hohen Arbeitsaufwand erforderte. Bei einer
Rückumstellung auf das Bewährte gäbe es solche Erschwernisse nicht. In
vielen Fällen dürften die Schulbuchtexte und Druckvorlagen früherer Auflagen
noch in den Archiven der Verlage bereitliegen. Umschulungsmaßnahmen und
zeitraubendes Nachschlagen, wie sie für die Bewältigung der „neuen“
Rechtschreibung erforderlich waren, entfielen. Der [Schweizer ] Literaturwissenschaftler
Peter von Matt bezeichnete die Kostenschätzungen des Verbands im
Deutschlandradio treffend als „Rauchbomben“, und ein Mitglied des VdS Bildungsmedien, der
Verleger Peter Stolz, nannte die Zahlen im Tagesspiegel „erkennbar aus der
Luft gegriffen“.

Fortsetzung des Reformkurses ist ein Faß ohne Boden

Unabsehbare Kosten werden allerdings bei einer Fortsetzung des Reformkurses
anfallen. Wie die Kultusminister selber betonen, steht bereits fest, daß es
weitere Änderungen des Regelwerks und der Schreibweisen geben wird. Die
Orthographie in den aktuellen Lehrwerken müßte also jeweils dem neuesten
Stand der Reform angepaßt werden – ein Faß ohne Boden. Es kann daher keinen
effektiveren und kostengünstigeren Schritt geben, als die sogenannte
Reform – besser spät als nie – abzubrechen.

Die Reform wird faktisch schon seit Jahren scheibchenweise zurückgenommen,
indem die eine oder andere frühere Schreibweise wieder zugelassen wird. Die
Probleme der jeweiligen Reformschreibweisen verschwinden dabei leider
keineswegs, da sie weiterhin als – im Doppelsinn – rückständige Varianten
existieren. Ein ähnlicher Prozeß ist auch für die Zukunft zu erwarten, denn
fast alle Elemente der Reform tragen grundsätzliche Probleme in sich, und
bei vielen wurde mit der Reparatur noch gar nicht begonnen. Die fortgesetzte
Flickschusterei an der deutschen Rechtschreibung wird kaum zu jener
Einheitlichkeit des Schreibgebrauchs zurückführen, die eine wichtige
Voraussetzung für Lernerfolg und präzisen sprachlichen Ausdruck ist.

Elke Philburn, Pressesprecherin des VRS
Verein für deutsche Rechtschreibung und Sprachpflege e.V.
D-90571 Schwaig bei Nürnberg.
[leichte Anpassund SKD ]

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