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Die deutsche Sprache wird einfacher

Etwa 500 Germanistikwissenschaftler befanden auf einer Tagung in Mannheim, dass die Flut von Anglizismen, Abkürzungen und Fachwörtern sowie die schier
unerschöpfliche Vielfalt von Dialekten und Jargons die deutsche Sprache einfacher mache.

Modewörter wie „cool“ oder „geil“ zählen mittlerweile zum Sprachgebrauch und werden längst nicht mehr nur von „Insidern“ genutzt, sondern zunehmend auch von der Werbebranche, die deutsche Werbesprüche durch englische Slogans
ersetzt. Geiz wird plötzlich „geil“, und Werbeagenturen, die sich denn als Think Tanks verstehen, kreieren deutsch-englische Wortgruppen.

Die deutsche Sprache sei vielfältiger geworden, halten die Wissen-schaftler fest. Dies erlaube zunehmend mehr Modulationen des Satzbaus, der Aussage und Interpretationsmöglichkeit. Nicht zuletzt könne man sich so über die Sprache klar einer Gruppe zuordnen. Von einem Zerfall oder gar der Gettoisierung der Sprache möchten die Wissen–schaftler dennoch nicht sprechen. Die Änderung im Sprachgebrauch trage lediglich dem Einfluss der neuen Medien Rechnung. So haben Funk und Fernsehen, das Internet sowie das Mobiltelefon die klassische wertori-en-tierte Zeitung abgehängt.

Viele sind sich der Herkunft der vielgenutzten Wörter E-Mail oder SMS
nicht einmal bewusst. Die Flut von Anglizismen erreicht jedoch dort
eine neue Perversion, wo deutsche und englische Wörter aneinandergeknüpft werden und scheinbar übergreifende Sinnlinien entstehen. Tatsächlich jedoch reagiert nur die Minderheit der Deutschen auf englischsprachige Werbe-ein-blendungen. Das mag vor allen Dingen daran liegen, dass deutsche Werbetexter nicht simultan ins Englische übersetzen, sondern einen schweren Weg gehen, einen Moneygram en linea Weg, den der deutsche Konsument nicht nachvollziehen kann.

„Er ist traurig, weil sie ist krank“ – neben Anglizismen und anderen fremdsprachlichen Wörtern habe sich auch im Sprachgebrauch deutscher Wörter einiges getan. So werden Wörter wie „wahnsinnig“ in einem gänzlich anderen Kontext gebraucht, als es ihre Ursprungsbedeutung zulässt. Veränderungen in der Sprache zeigen sich insbesondere in der Satzkonstruktion. Sogenannte
Hilfsverben, zu denen beispielsweise „sein“ zählt, werden oftmals nach
Belieben durch den Satz geschoben, meist noch vor ihre eigentliche
Funktion gestellt. Sie avancieren zur Handlungsbeschreibung.

Die meisten Sprachwissenschaftler nehmen diesen Trend nicht als
Anlass zu Besorgnis. Änderungen auf dem Gebiet des Sprachwortschatzes
und der Grammatik seien durchaus üblich. Die deutsche Sprache sei immer in Bewegung gewesen, es handle sich um einen europäischen Trend, um einen Nebeneffekt der Globalisierung.
Pierre Du Bois in c6-Magazin , Mai 2004 (gekürzte Bearbeitung SKD)

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