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DESOXYRIBONUKLEIN SÄURE

Wieso nicht DNS ?

In den letzten Wochen wird ein Ausdruck in allen Medien strapaziert. Ein Akronym, das von Ärzten, Nachrichtensprechern, Polizeibeamten und Politikern gleichermaßen als Kuddelmuddel zwischen Deutsch und Englisch benutzt und einfach nachgeplappert wird: DNA. Nur selten hört oder liest man noch DNS, wie es richtig abgekürzt auf deutsch heißt Die Deutsche Welle redet mal von einer „DNS-Analyse“ zur Erforschung der Verwandtschaft zwischen Sauriern und heute lebenden Tieren. Die Süddeutsche Zeitung schreibt es hin und wieder. Das sind Ausnahmen.

Eigentlich müßte ein Aufschrei durch das Land gehen, aber die meisten Mediziner, Biologen und Laboranten, die es besser wissen sollten, schweigen sich aus, ignorieren den Anglizismus oder finden die fehlerhafte Sprachentwicklung gut Viele Normalbürger scheinen außerdem nicht zu wissen, welche Wortungetüme sich hinter diesen molekulargenetischen Abkürzungen verbergen.

Noch vor rund 20 Jahren wurde in fast allen Lehrbüchern für Biologie, in medizinischen und anderen Fachlexika das deutsche Wort DNS benutzt und als „Desoxyribonuldeinsäure“ erläutert. Der Pschyrembel, das Standardnachschlagewerk für klinische Medizin, benutzt diese Bezeichnung noch in der 153. Auflage von 1964. Aber auch dort hat man die deutsche Wissenschaftssprache verlassen. In späteren Auflagen steht acid für „Säure“. [ daraus DNA ]

Wenn den deutschen Sprechern überhaupt Abkürzungen und Wörter aus dem angelsächsischen Bereich mit Gewalt übergestülpt werden, müßten sie auch richtig ausgesprochen werden. Während viele Deutsche sich quälen, das Akronym GPS möglichst auf amerikanisch zu zischen, obwohl es genau so gut auch in unserer als „GePeEs“ ginge. Das aufgenötigte englische Akronym DNA wird übrigens rein deutsch ausgesprochen. Die Deutschen wollen wohl nicht ganz von ihrer Sprache lassen.
M. Temme (gekürzt aus spn 27/2005)

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