Lexikon der populären Sprachirrtümer
Walter Krämer, Wolfgang Sauer

Die deutsche Sprache ist reich an Irrtümern, Verdrehern und Denkfehlern.
Wo sie herkommen, wie sie entstanden sind und warum sie unseren Alltag
trotzdem bereichern, zeigt dieses amüsante und geistreiche
Sprachpanoptikum.

Warum haben Sie sich heute so aufgedonnert, dass Sie glauben, Sie sind
ein dufter Backfisch, der meint, er kann so frech wie Oskar sein?

Jeder weiß, was gemeint ist, oder? Zumindest benutzen wir diese Wörter
jeden Tag und sie kommen uns nicht merkwürdig vor. Aber Hand aufs Herz,
wer hat sich nicht doch klammheimlich gefragt, wer denn einst dieser
freche Mensch Oskar war? Hat mit einem Oskar nichts zu tun, klärt das
eben erschienene Lexikon der populären Sprachirrtümer auf. Oskar kommt
aus dem Jiddischen und heißt dort „Ossoker“ und das wiederum ist eine
freche Person.

Ein frecher Oskar ist daher wie ein weißer Schimmel, nämlich ein frecher
Frecher. Und frech ist jemand, der Bulle zu einem Polizisten sagt. Er
sollte aber dieses Buch dabei haben und dem erbosten Schupo freundlich
Seite 189 zeigen. „Im 18. Jahrhundert hießen die Landjäger, die Vorgänger
der modernen Polizisten, Landpuller oder Bohler. Diese Wörter entstammen
dem Niederländischen „bol“ gleich Kopf oder kluger Mensch. Ein „Bulle“
ist daher ein Mensch mit Köpfchen.“

Ballhorn und Backfisch

Da sieht man“s, denn das heute für uns Naheliegende erklärt meist nicht
die Herkunft eines Wortes. Blaumachen ist nicht etwa die Konsequenz
heftigen Genusses geistiger Getränke in Bezug auf eine konzentrierte
Berufstätigkeit am nächsten Tag, sondern geht auf die Färber zurück, die,
wenn sie etwas blau einfärben wollten, die Stoffe länger als gewöhnlich,
mehr als einen Tag in der blauen Farbe liegen lassen mussten. Sie machten
also „blau“. Völlig harmlos, ganz wie der dürre Backfisch, der, weil zu
mager und daher nicht zum Verzehr geeignet, wieder „zurück“ ins Meer
geworfen wurde. „Bak“ wie es noch heute in den skandinavischen Sprachen
heißt.
So entstehen Verballhornungen, die ebenfalls weder etwas mit Ball noch
mit Horn zu tun haben. Dafür war die fehlerhafte Ausgabe des Lübeckschen
Rechts aus dem Jahr 1586 verantwortlich. Und die hat ein Buchdrucker
namens Johann Ballhorn auf dem Gewissen.

Jiddische Fundgrube

Viele Wörter, so erfahren wir in diesem immer wieder überraschenden Buch,
stammen aus dem Jiddischen. Auch das scheinbar Urberliner „dufte“. Nix
mit Duft und Biene, sondern aus dem hebräischen „tow“ stammend. Und das
heißt „gut“ und „fein“. Andere jiddische Ausdrücke, die wir immer wieder
gern benutze: „Sauregurkenzeit“ kommt nicht von eingelegtem Gemüse,
sondern von „zarot jakrut“, Sorge um Inflation. Macke heißt Schlag, Hieb,
„Kaff“ gleich Dorf, „mies“ heißt hässlich und „Pleite“, niemand
wundert“s, heißt schlicht und ergreifend „Flucht“ auf Jiddisch.

Na dann guten Rutsch! Das hat auch nichts mit den oft eisglatten
Wetterverhältnissen um Silvester zu tun, sondern ebenfalls Hebräisch,
kommt es von „rosch“, und das bedeutet Anfang. <br > Hannelore Hippe

Deutsche Welle vom 16.Mai 2005

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