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Handwerker der Moderne – Adrian Frutiger wurde 80


Schrift ohne Schnörkel – 50 Jahre Helvetica

Zu ihrem 50. Geburstag widmete das New Yorker Museum of Modern Art der Schrift Helvetica eine Ausstellung. Denn Experten schätzen, dass sie die populärste Schriftart der Welt ist. Nur Microsofts Helvetica-Klon Arial wird noch häufiger eingesetzt.

Genf – Lange vor dem Internet und der Globalisierung hat die Schriftart Helvetica einen beispiellosen Siegeszug angetreten: Das Buchstaben-Design, das in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, findet sich in zahllosen Zeitungen, auf Straßenschildern und Werbetafeln. Die Helvetica hat die lateinische Schriftkultur so sehr geprägt, dass sie jetzt sogar mit einer Ausstellung im New Yorker Museum of Modern Art und mit einem Dokumentarfilm geehrt wird.
Begonnen hat die Helvetica-Geschichte 1957 in Münchenstein bei Basel. Damals wollte der Unternehmer Edouard Hoffmann mit dem Grafikdesigner Max Miedinger eine Schriftart entwerfen, die so erfolgreich wie die damals weit verbreitete „Akzidenz Grotesk“ sein sollte.
Bis zum Sommer entwarfen sie eine überaus klare, serifenlose (also schnörkellose) Schrift, der sie den Namen „Neue Haas Grotesk“ gaben. Weil dieser Name für eine internationale Verbreitung kaum geeignet schien, folgte aber bald die Umbenennung in „Helvetica“.
Die ebenso moderne wie seriöse Anmutung dieser Schrift löste überall wo sie hinkam Begeisterung aus. Und das war zu Beginn der 60er Jahre nahezu der gesamte Kulturraum mit einer lateinischen Schrift. „Man würde die Helvetica vermissen, wenn es sie nicht gäbe.“ So erhielt die Helvetica in den 80er Jahren auch ihren Platz in der Sammlung von ursprünglich elf Schriftarten, die mit dem Apple-Computer ausgeliefert wurden. Und damit startete die Revolution des „Desktop Publishings“, die jeden kreativen Menschen zum Verleger machen kann. „Heute ist die Helvetica die am meisten verbreitete Schriftart der Welt, wenn man Arial außer acht lässt“, sagt Otmar Hoefer von der deutschen Firma Linotype, die inzwischen die Rechte an der Helvetica besitzt.
Es gab zahllose Versuche, die Helvetica zu imitieren. Am erfolgreichsten wurde die Schriftart Arial, die Microsoft für sein Betriebssystem Windows entwickelt hat. Wegen ihrer massenhaften Verbreitung in E-Mails oder Word-Dokumenten hat sie der Helvetica inzwischen den Rang als meistverwendete Schriftart abgelaufen. In der Druck- und Werbebranche aber ist die Bedeutung der Helvetica ungebrochen.

Frank Jordans AP, 24. April 2007, Spiegel Online (gekürzt skd)

Handwerker der Moderne
Dem Schriftgestalter Adrian Frutiger zum 80. Geburtstag

Geboren am 24. Mai 1928, wuchs Adrian Frutiger in Unterseen auf. Nach seiner Schriftsetzerlehre in Interlaken studierte er an der Kunstgewerbeschule Zürich Gestaltung. Ab 1952 arbeitete er in Paris als künstlerischer Leiter einer Schriftgiesserei. 1962 eröffnete er sein eigenes Atelier, das er später nach Bern verlegte. Er erhielt für sein Schaffen zahlreiche Auszeichnungen, so 1986 den Gutenberg-Preis, zuletzt 2007 den Designer-Preis des Bundesamts für Kultur. Frutiger ist Autor mehrerer Bücher sowohl für die Fachwelt als auch für die Allgemeinheit. Soeben ist im Verlag Paul Haupt in Bern sein jüngstes Werk erschienen, eine reich bebilderte und mit hilfreichen Erläuterungen versehene Fundgrube für Symbole aller Art. (dg)
Daniel Goldstein, 24.Mai 2008, Der Bund

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