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Fad und öd

Im Zeitalter der Floskel kann man ohne Risiko darauf wetten, dass in den abendlichen Fernsehnachrichten mindestens ein halbes Dutzend der ge¬rade gängigen sprachlichen Schablonen und Versatzstücke Verwendung findet. Vor allem Politiker gebrauchen sie gerne, aber auch Journalisten, die dieses vorgestanzte Deutsch gedankenlos weiterverbereiten. Steht ein wichtiges Ereignis bevor, beginnen die Meldungen darüber mit der Floskel “im Vorfeld”, wo ein einfaches “vor“ genügte. Je nach Bedeutung des Vorgangs wird dessen “Stellenwert“ untersucht – “Rang“ oder “Bedeutung“ oder auch nur “Wert“ hätten es auch getan. Und so geht es immer weiter. Die Parteien begnügen sich nicht etwa damit, Gesetzentwürfe oder andere Vorhaben zu prüfen: Sie stellen sie “auf den Prüfstand“. Ist das geschafft, müssen die zuständigen Gremien die Pläne nur noch “abnicken“ oder “absegnen“. Gebilligt oder zugestimmt wird kaum noch, da¬für aber ständig „grünes Licht“ gege¬ben. Bei Ablehnung ist die Angelegenheit „vom Tisch“, statt einfach nur erledigt. Stehen der Bevölkerung neue Belastungen bevor, wird sie unweigerlich “zur Kasse gebeten“.

So beraubt man das Deutsche langsam, aber sicher der vielen Ausdrucksmöglichkeiten, die es in seinem Wortschatz bereithält. Übrig bleiben die ewig gleichen abgedroschenen Floskeln, fad und öd und tot. Nt. (Quellenangabe nicht mehr möglich)

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