Unser Ehrenmitglied, Herr Ernst Konrad Rieder, hat sich auf unseren Wunsch wieder an die Schreibmaschine gesetzt, um seine Erinnerungen an die frühen Jahre der Bubenberg-Gesellschaft und ihre Entwicklung bis heute festzuhalten. Die vereinseigenen Archive sind leider unvollständig. Lesen Sie also selbst, was unser Ehrenmitglied 1998 aufgezeichnet hat. (Zn)
Einige Aufzeichnungen um 1998 von E.K.Rieder
Meines Erinnerns ist die Bubenberg-Gesellschaft noch in den vierziger Jahren in Bern gegründet worden, als Abwehr gegen die Forderungen der französisch-sprachigen Beamten der Bundesverwaltung nach einer in ihrer Muttersprache unterrichtenden Schule. Schon die Gründung einer solchen privaten Schule verstieß gegen das Gesetz der kantonalen Territorialität. Es entstand öffentliche Empörung der gesamten Lehrerschaft, ihrer Verwaltung und der Intellektuellen. Die BG hatte nach ihrer Gründung einen enormen Zulauf, vor allem auch von Seiten der Universität. Viele Namen sind mir entfallen, ich weiss nur, dass sich etliche namhafte Professoren öffentlich zur Abwehrfront bekannten. Ein nach Bern gezogener Buchhändler namens August Humbel sowie Dr. med. Boschung aus Flamatt waren massgeblich an der Gründung der BG beteiligt. Die welsche Eigenwilligkeit wurde verurteilt, weil sie den Sprachf rieden gefährdete. Bubenberg-Gesellschaft hiess der Verein, weil die Gestalt des Adrian von Bubenberg als Symbolfigur für die Abwehr welscher Aggressivität im Gedächtnis der Berner geblieben war. Ich sagte es schon, in den fünfziger Jahren bekam die BG Zulauf aus allen Kreisen. Die Mitglieder- und die Gönnerzahl betrugen mehrere Tausend, sozusagen die ganze Intelligenz. Dem zum Trotz wurde in Bern eine private französische Schule im Monbijou eröffnet, angeblich nur für den Beamtennachwuchs. Leider wurde dieses Ereignis in den folgenden Jahren vom Konflikt mit dem Kommunismus und Stalinschen Absolutismus überschattet. Kurzum, die politischen Ereignisse schritten über die lokalen hinweg. Sowohl in Biel wie in Bern festigten sich die welschen Enklaven. Es war den wankelmütigen Politikern des Kantons zu verdanken, die mit dem Jura ihre Mühe hatten, dass sie es dazu kommen liessen, dass der Kanton gewisse Beiträge erstmals an die Französische Schule in Bern bewilligte und so einen Präzedenzfall schuf. Aus einer rein privaten Schule war eine tolerierte und beitragsfordernde geworden. Gleichzeitig verpufften die vorher freigelegten Energien der BG bis zur Resignation in den sechziger- und siebziger Jahren. In dieser Zeit verdorrte die BG bis zur Aktionsunfähigkeit. Sie lag mitgliedermässig und finanziell in letzten Zuckungen.
1979 ermannten sich ungefähr dreissig Mitglieder zu einer Regeneration. Im Keller des Hotels Bristol wurde das Neuaufleben der BG beschlossen, denn die Französische Schule hatte sich inzwischen zu einer Anerkennung des Kantons mit erhöhten Beiträgen durchgemausert. Die wichtigsten Mitglieder der neuen BG waren Dr. Heinz Wyss, Schulsekretär der ED, Dr. Ellenberger, Fürsprecher, und Peter Wolfensberger, Beamter. Andere Namen sind mir entfallen. Jedenfalls wollte die BG aufleben. Ich stiess im selben Jahr 1979 erstmals dazu und wurde gleich in den Vorstand gewählt.
Die Finanzen waren am Boden. Die Beiträge der wenigen Mitglieder erlaubten keine Anwerbung für die Anliegen der BG. Aus dieser Not eine Tugend zu machen gelang nur durch die ersten sogenannten „Mitteilungen“, ein auf die Schreibmaschine geklopftes Aufklärungsblatt über Ziele und Massnahmen. Die „Mitteilungen“ erweiterten sich mit der Zeit auf eine zweimonatliche Mitgliederinformation im Umfang von meistens acht, manchmal auch zwölf Seiten. Es stand nicht mehr Geld zur Verfügung, als der Druck beim „Copy Quick“ im Bahnhof Bern erforderte. Zusätzlich die Portospesen erschien die von A bis Z selbstgebastelte Zeitschrift ungefähr zehn Jahre lang, bis grössere Geldbeträge eine Aufbesserung des Erscheinungsbildes erlaubten. Bis dahin hatten alle Vorstandsmitglieder die Arbeiten völlig kostenlos geleistet. Die Hauptarbeit, wenn ich so unbescheiden sein darf, blieb mir. Ich führte die Mitgliederkontrolle auf praktischen Abziehkarten, die gleichzeitig zur Adressierung dienten, ich trug auch die Beitragszahlungen auf diese Karten ein und führte die Kasse. Es war alles so eingerichtet, dass mit möglichst wenigem Aufwand eine möglichst intensive Nutzung entstand. Mit Dr. Heinz Wyss, zeitweise auch Peter Wolfensberger, bestritt ich die Redaktion spesenfrei, denn für die Beiträge langte es zu keinen Honoraren. Einpacken und Verschicken mussten wir die Zeitschrift auch noch selber und fanden dazu einen geeigneten Ort im Hotel National am Hirschengraben. Ein stets bescheidener Anstieg der Mitgliederzahlen ermutigte uns. Wir brachten es anfangs 1994 auf annähernd 500 Mitglieder. Mit den Legaten einer ungenannt sein wollenden Spenderin, die von Anfang an Mitglied der BG gewesen ist, hörte die finanzielle Misere endgültig auf und schlug sich auch auf die äussere Erscheinung der „Mitteilungen“ nieder.
Was den Inhalt der „Mitteilungen“ anbelangt, so mussten wir uns mit gebührenfreien Beiträgen, Zweitdrucken und selber gebastelten durchschlagen, ausserdem brachten wir immer wieder Leserbriefe, die auf das sprachliche Anliegen eingingen. Zu erwähnen ist auch, dass mehrere Frauen in verschiedenen Funktionen immer wieder Mitarbeit geleistet haben. Hatte ich die „M“ in den ersten Jahren noch selber auf meiner Schreibmaschine getippt als Vorlage, so waren später verschiedene Frauen als kostenlose Schreiberinnen auf dem Kompiuter für die BG tätig gewesen. Alle Namen und Verdienste aufzuzählen ist mir leider unmöglich, denn vieles ist mir entschwunden. Ich weiss nur, es war manchmal eine mühsame, im allgemeinen aber erfreuliche und bereitwillige Zusammenbarbeit mit vielen Helfern, Männern und Frauen, ohne die das Gemeinschaftswerk nicht möglich gewesen wäre. Später hat sich das Geld vermehrt, die Technik entwickelt, und alles geht heute leichter in der maschinellen Welt. Diese Erinnerungen enden also mit dem Gemeinschaftswerk in den neunziger Jahren .
Ich bin allen dankbar, die mitgearbeitet und mitgeholfen haben, die Existenz der BG zu sichern und sie als grösseres Unternehmen in die heutige Zeit überzuleiten.
Nachtrag 1999 des amtierenden Präsidenten
In den 80er Jahren bin ich durch meinen Vater, langjähriges Mitglied der BG, mit E.K.Rieder zusammengeführt worden. Im Vorstand habe ich noch andere Verantwortliche aus der Blütezeit der 70er Jahre kennengelernt, etwa H.Bühler, meinen ehemaligen Deutsch- und Geschichtslehrer am Progymnasium Bern. Verschiedene Versuche, in den frühen 90er Jahren den Vorstand zu verjüngen und die Vereinstätigkeit zu erneuern, schlugen fehl. Gerade rechtzeitig konnte in kritischer Phase mit Hans Stricker ein ausgewiesener Linguist gewonnen werden. Mit Energie und Weitsicht widmete sich E.K.Rieder den „Mitteilungen“, Vorsitz und Administration gingen an mich. Bald ist noch Alfred Reber zu uns gestossen, der nun auch Literarisches in den „Mitteilungen“ bringt. Der erweiterte Vorstand sucht die internationale Zusammenarbeit gegen die Flut überflüssiger Anglizismen. Im Internet schliesslich bieten wir seit kurzem allen Freunden der deutschen Sprache viele Dienste und Informationen an. (P.Zbinden).
Aus der Geschichte des Sprachkreises Deutsch 1999 bis heute
(pz) Die engagierte Mitarbeit des Vorstands (noch aus BG-Zeiten) ermöglichte es mir als dem Vereinspräsidenten, die Bubenberg-Gesellschaft Bern in den Sprachkreis Deutsch (Schweiz) überzuführen, getragen von Entscheiden überzeugter Mitgliederversammlungen. Das gemeinsam ausgearbeitete Leitbild 2000 ist tragfähige Grundlage für alle Vereinsaktivitäten. Darüber berichten die „Mitteilungen“ . Von 1998 an steht jede Nummer als pdf-Datei im Internet SKD zur Verfügung (lesen und ausdrucken). Zusätzliche Informationen beziehen Sie aus dem Internet SKD: Rubrik Aktuell . . Von der Startseite aus gelangen Sie zum Anglizismenindex,, zur Schweizer Orthographischen Konferenz, zur Buchempfehlung, Sprachberatung und den nächsten Veranstaltungen.
Zu den „60 Jahren Bubenberg Gesellschaft – Sprachkreis Deutsch“ im Jahre 2007 soll hier eine Zusammenfassung des Geschehens nach 1999 erscheinen: Parallel zum Aufstieg steht auch ein Abstieg – der Zeitgeist hat viele erfasst und macht nicht halt vor dem Vereinsleben.