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Lieben Sie Spadschetti?

Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung hat uns sogenannte Eindeutschungen beschert.Die Neuregelung der deutschen Rechtschreibung hat uns sogenannte Eindeutschungen beschert. Darauf mögen manche schon lange gewartet haben. Wer freilich einen altvertrauten Geldbeutel sein eigen nennt, dem kann das Portmonee gestohlen werden. Das alte Portepee (porte-epee!) war ja auch kein Volltreffer.

Die ältere Generation, deren Lesebücher noch in Fraktur gedruckt waren, hat sich mittlerweile an die Gitarre (sprich: Schitarre) gewöhnt und sich mit der Drogerie (sprich: Droscherie) abgefunden. Beides kommt dem Leser französischer Zunge spanisch vor. Spaghetti importiere ich jetzt nur noch aus Italien.

Wer sich das Problem der Silbentrennung vom Hals schaffen will, schreibt im Flattersatz. Das enthebt ihn der Mühe, sich mit über-flüssigen Regeln herumschlagen zu müssen. Heisst es herum schlagen? Trenne ich he-rum, Phi-latelie, Log-arithmus, Mo-nokel? Von was leitet sich allenfalls «-nokel» ab? Schlagen Sie im neuen Wörterbuch nach. Das ist kurzweilig, denn in neun Ausgaben diverser Verlage finden sich recht unterschiedliche Angaben.

Ein Garn mit Knoten wird neu als Buklee eingedeutscht (Buk-lee). Den Knoten zum
Trotz ist das Garn aber nicht mit der Seefrau-oder gar Seemannssprache verwandt. Falls Sie mit Luv und Lee Mühe haben: Es ist ganz ein-fach. Spuckst du nach Lee, dann geht“s in die See; spuckst du nach Luv, dann kommt“s wie-der ruf. Politiker, denen der Wind ins Gesicht bläst, schauen somit nach Luv und spucken besser nicht.

Ein anderes Kapitel ist die sprachliche Gleichbehandlung, zu der die Bundeskanzlei einen Leitfaden herausgab (1996, Nr. 104.626d). In der Liste ausgewählter Personenbezeichnungen sucht man indes vergeblich nach den weiblichen Formen für Trunkenbold, Mistfink, Hinter-, Stroh- und Froschmann. Heisst es Leitaue (-hammel), Sündengeiss (-bock), Prügelmädchen (-knabe)? Wie nennt man nun die männliche Geisel? Keine Probleme mit Neuschöpfungen dürfte übrigens jene Regierungsrätin verspürt haben, die uns vor Jahren den Begriff «Eunuchin» bescherte.

«Noch zwei oder drei pressure groups, die
mit ähnlicher Besessenheit an der Sprache
fummeln, und sie ist zur Verständigung nicht
mehr geeignet, geschweige denn zur Litera-
tur» (Wolf Schneider, NZZ-FOLIO Juli 1997).


Max Schio, Heimiswil

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