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Ist der Computer ein Rechner?
Informatikbegriffe auf deutsch

Die sog. „Informatikbegriffe“, zu denen die EU-Übersetzer keine
„Übersetzungen“ im Deutschen finden und deshalb die englischen
Wörter verwenden wollen, gibt es vielfach schon seit langer Zeit
in Deutschland, in der deutschen Sprache der Informatik – es weiß
bloß keiner mehr.

Es sind nur ganz wenige Begriffe, wo neue Phänomene der Informatik,
die mal nicht aus Deutschland stammen, eines neuen deutschen
Namens bedürfen. Und hier gibt es natürlich kreative
Informatiker, die wohl jedem neuen Phänomen einen Namen
geben, wohlgemerkt nicht als „Übersetzung des Englischen“
sondern als deutsche Benennung eines Phänomens.

Die Übersetzer wissen das einfach nicht, und gehen von
einer allgemeinen schweigenden Übereinkunft aus, daß
die Informatik, der „Computer“ aus den USA-kämen, und
man deshalb Informatikbegriffe entweder ins Deutsche
„übersetzen“ müsse, oder eben die originalen verwenden.

Die Informatik ist in ihrer modernen Form ein deutsches
Phänomen – Konrad Zuse hat bereits 1939 den Rechner in
seiner endgültigen Form erfunden und bereits 1943 in Serie
hergestellt (Z3). Die in den USA und England mit starker
militärischer Förderung hergestellten Rechner waren bis
Ende der 40er Jahre noch Spezialkonstruktionen, gebaut für
die Entschlüsselung deutscher Funksprüche im Krieg,
also nicht „frei programmierbar“.

Diese konsequente militärische Förderung bis 1990
war denn auch ein Grund für große Fortschritte
der US-Informatik in den 60ern bis 80ern,
wobei die grundlegenden Prinzipien doch eher
weiterhin aus Deutschland bzw. Europa kamen – z.B.
die ganze Programmiertechnik (natürlich dann
Software-Technologie) genannt).

Bis 1985 war die deutsche Informatik der US-amerikanischen
ebenbürtig, auf vielen Gebieten sogar überlegen –
bis heute ist sie es zumindest in der Prozeßrechentechnik,
und besaß eine vollwertige, ALLES abdeckende deutsche
Informatiksprache. Natürlich gab es da Begriffe wie
„Programmierwerkzeuge“ (oder schlicht „Werkzeuge“).

Ab 1990 verbreitete sich überall in der Welt,
auch in Deutschland, ein US-Monopol, das Microsoft-
Monopol, das über seinen Einzug über die
Alltagsinformatik Teile der Informatik-Alltagssprache
mehr und mehr prägte. Insbesondere zahllose
Bildungsstätten auf niedrigem Niveau und
natürlich Elektronikmarkt-Verkäufer, Händler
und Medien versuchten durch ein englisches
Kauderwelsch das ganz Besondere dieser „Neuen
Technologien“ hervorzukehren, worauf dann der
größte Teil des Volkes, die Regierenden mit schlechten
Ratgebern voran, prompt hereinfiel.

Mit dieser prekären Situation kämpft jetzt die deutsche
Informatik – sprachlich immer mehr an die Wand
gedrückt und – wie die übrige Wissenschaft, wenig
loyal zu ihrer Muttersprache.

Wir arbeiten ständig an der Aktualisierung unserer Wörterliste „Alltagsinformatik“ . Sie ist zu zu finden unter

www.mathint.com/grundlagen/infterm.html
Dort sind (unter der Mausefalle =“mouseover“) auch gleichzeitig
kurze Beschreibungen oder Begründungen vorzufinden.

Die Wörter sind keine durch Einzelpersonen
erfundenen Phantasienamen, sondern,
sofern sie nicht sowieso zum Bestand der deutschen
Informatikterminologie gehören (z.B. DIN-Wörterliste),
in einer Arbeitsgruppe von Informatikern (jungen wie
alten) heiß diskutiert, durch Vergleich mit anderen
Publikationen abgeglichen und abgerundet.
K.D., Informatiker, Dresden
Genaue Adresse der Redaktion skd bekannt.

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