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Denglish für A…kriecher

Werber überschütten die WM mit Anglizismen, obwohl viele Teilnehmer gar
kein Englisch sprechen.

Gemeinsames Fußball gucken auf der Großbildleinwand heißt „Public
Viewing“, Flagge hissen „City Dressing“. Der Bereich für die Reichen und
Schönen nennt sich „Hospitality Zone“, freiwillige Helfer sind
„Volunteers. Die Fußball-Weltmeisterschaft ist, um im
Marketingdeutsch zu bleiben, ein „Event“.

Zur WM kursieren viele Anglizismen aus der globalen Marketingsprache. Auf
der offiziellen Fifa-Internetseite wird für das „kommerzielle
Incentive-Programm „Hospitality““ geworben. Die Zielgruppe wird
vermutlich verstehen, dass damit noble WM-Angebote für Firmen gemeint
sind. Beim Kartenverkauf („Ticketing“) heißt es „first come, first
served“, der Wiederverkauf läuft unter „Resale“ beim „Customer Self
Service“.

Der Deutsche Philologenverband sieht die Anglizismen gelassen. Man habe
schon aufgehört, sich darüber aufzuregen , nach der WM werde wieder das „Normalmaß“einkehren. (Das sieht der SKD allerdings gar nicht so.)

Für Walter Krämer, den Vorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache, sind
die englischen Ausdrücke dagegen ein rotes Tuch. „Die meisten
Teilnehmer sprechen kein Englisch“, kritisiert er mit Blick auf
WM-Schwergewichte wie Argentinien und Brasilien. „Public Viewing! Die
Franzosen finden das peinlich und sehen uns als Arschkriecher der USA und
Englands“, ereifert sich Krämer. Für ihn haben die Anglizismen zur WM ein
„Übermaß“ erreicht.

Die in Berlin lebende amerikanische Kabarettistin Gayle Tufts , die mit der
Sprachmischung „Denglish“ ihr Publikum unterhält, wittert zur WM ein „Sprachchaos“. Ausdrücke wie „City Dressing“ findet sie eher lustig als informativ. „Das klingt wie eine Salatsoße.“

Frankfurter Rundschau vom 12. Juni 2006 (gekürzte Bearbeitung skd)

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