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Besseres Deutsch durch Denglisch?

Treffsicherheit und Ausdruckskraft bleiben beim «Übersetzen»
oft auf der Strecke.
Halle/MZ. Durch den Einzug des Englischen werde das Deutsche besser
(einfacher, knapper, präziser), lautet eines der Hauptargumente der
Denglisch-Befürworter. Wirklich? Beispiele: Center, Zentrum; World of
fashion, Modewelt; Show, Schau; Container, Behälter; Barbecue, Grill;
Corner, Ecke; wireless, drahtlos.

Tatsächlich knapp ist das Event. Aber wie präzise und ausdrucksstark ist
es? Es ersetzt recht unterschiedliche Veranstaltungen und Zusammenkünfte,
Treffen, Ereignisse, Erlebnisse, Feiern, Feste, Begebenheiten,
Geschehnisse, Abenteuer. Treffsicherheit und Ausdruckskraft bleiben dabei
auf der Strecke.

Woher aber kommt die weltweit zu beobachtende Scheu, neue und
vermeintlich neue Sachverhalte und Dinge selbstbewusst in der eigenen
Sprache zu benennen? Als mangelnden Mut zum Eigenen, als Missachtung der
eigenen Kultur, kritisieren Denglisch-Verweigerer den Trend. Immer mehr
Menschen verschlägt es offenbar die (eigene) Sprache. Das meiste taucht
einfach mit einem englischen Begriff versehen auf, und beim heutigen
Tempo bleibt selten genug Zeit und Selbstwertgefühl, der Angelegenheit in
Ruhe einen neuen Namen zu verpassen.

Dabei geht so mancher neue Begriff sogar daneben. Lässt sich der
Senkrechtstarter gerne als Shootingstar feiern, sollte er bedenken, dass
das im Englischen Sternschnuppe heißt – Inbegriff des Kurzlebigen. Noch
kurioser: Vieles in unserem Wortschatz klingt englischer als es ist. So
sind die Talkmaster eine deutsche Erfindung. Im Englischen spricht man
vom chat-show host bzw. vom talk-show host. Auch den Dressman sucht man
in englischen Wörterbüchern vergeblich: Er heißt male model. Handy heißt
im Englischen (unter anderem) handlich, praktisch, nützlich. Das
Mobiltelefon aber cellphone und mobile.
Hilde Weiss im Naumburger Tageblatt vom 23. Juni 2006

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